7. Oktober 2010

Eine Woche Disteln stechen für den Farmer


Meine zweite Ferienwoche bestand also darin, mit einer Schaufel bewaffnet durch Neuseelands wunderschöne Farmlandschaft zu latschen und Tag für Tag zwischen 6 und 8-einhalb Stunden hässliche, und vor Allem riesige Disteln aus der Erde zu stechen. War dabei selbstverständlich nicht allein; wir waren 15 Jungs und sogar 3 Lehrer der Boys High‘ die sich allerdings abgewechselt haben um sich nicht zu überarbeiten!
Die Farm war ein wenig größer als erwartet. 600 ha entsprechen mehr als 1200 Fußballfeldern, aber keine 200 Meter  grader Boden an einem Stück, der nächste zu erklimmende Steilhang immer schon unweigerlich in Sichtweite. Das ist Ansporn pur. Immerhin könnte oben angekommen der Farmer mit seinem Truck angefahren kommen, unsere Rucksäcke auf einem Anhänger und wir könnten uns kurz stärken! Leider geschah das bei wahrscheinlich über 90 % der Hügel nicht.
Die allergrößten Distelfelder werden mit dem Helikopter vergiftet, aber entweder hatte der Pilot dort oben bereits einen Sonnenstich oder einfach keine Lust mehr, denn meiner Meinung nach hat er zu viel übersehen, was unsere Arbeitszeit und – Moral stark auf die Probe gestellt hat.:p
Wenn man vor so einem Distelfeld steht, die Disteln so groß wie man selbst, circa 200 Stück zum "abstechen", dann versinkt man schnell in Gedanken und wünscht sich einen Flammenwerfer. Also echt jetzt!

Der Tagesablauf sah folgendermaßen aus:
Um acht Uhr morgens wurde von uns „Thistle Fund Raisers“ erwartet an der Schule zu sein, um von dort aus, mit dem Boys High Bus rechtzeitig auf den Weg zur Arbeit zu starten. Natürlich kamen die meisten hoffnungslos zu spät, typisch neuseeländisch. Das Beste war dabei noch, als wir Mr. Jefferson(einen der Lehrer) morgens um halb neun wachgeklingelt haben, er wie ein betrunkener Bär aus der Tür gestapft kam, bemerkend, dass er beinahe die Arbeit verschlafen hätte! Dieses verschlafene Gesicht, werde ich wahrscheinlich nie vergessen! War einfach zu lustig über ich zu lachen.
Mr.Jefferson; schwer geschafft
Nach circa zwanzig-minütiger Fahrt wurden wir auf den Truck (bzw einen Anhänger, gezogen vom Truck) des Farmers „umgeladen“ und zum Startpunkt unseres Arbeitstages gefahren. Für Fremde sah das Ganze sicherlich aus wie ein Transport von Sklaven, denn die beiden Hänger sahen doch eher aus wie Käfige! Wir haben dann vier Stunden gearbeitet, wer vergessen hatte sich einzucremen (die Sonne in Neuseeland ist wesentlich intensiver als in Deutschland, geringer Ozonwerte etc)  hatte Pech gehabt, wer nicht getrunken hatte auch. Vom ersten auf den zweiten Tag hat sich meine Trinkflasche darum auch von 1/2 auf 3-einhalb Liter vergrößert! Diese vier langen Stunden (ich glaube immer noch fest daran, dass sich die Uhren in Neuseeland langsamer drehen!) waren circa um ein Uhr um und nach einer halben Stunde ging es spätestens weiter. Bis vier Uhr meistens, an zwei Tagen auch bis fünf und später. Sicher, der Farmer hat uns nicht immer solange auf unsere Rucksäcke (die auf dem zweiten Anhänger des Trucks aufbewahrt waren, hatte ich das erwähnt?) warten lassen. Manchmal kam er auch vorgefahren, um uns neue Anweisungen zu geben und wir konnten kurz Pause machen.

Der erste Tag war sehr lustig, es war auch der Tag an die geringste Arbeitsmenge anlag. Wir haben gemacht, was Jungs halt machen; versucht Schafe zu fangen, Erdklumpenschlacht (irgendein Idiot hat zwischendurch Erdklumpen mit Schafskot oder auch Kuhmist verwechselt). Versucht die Steilhänge auf der Schaufel herunterzurutschen. Ich persönlich habe mich von einem Bullen jagen lassen, nur kurz, habe einen Zaun überquert und lieber zugesehen, wie Jared rennen musste! :p Auch ein echt interessantes Erlebnis!

Der zweite Tag war auch noch mit Spaß verbunden, aber doch schon um einiges ernster, eigentlich haben wir nur gearbeitet, gelaufen, und viel Spaß gemacht. Gibt hier zum Glück einige Leute, die einfach denselben Humor haben.
Distelfeld
Der dritte Tag war ähnlich wie auch die beiden letzten Tag: Arbeit, zwischendurch kamen neue Leute, Arbeiter hinzu, andere sind nicht jeden Tag erschienen. Nur wenige haben alle Tage durchgearbeitet.
Das Problem war am dritten Tag folgendes: Zuerst der Hintergrund: Die Arbeit ist hart. Okay aber dagegen steht eindeutig, die unglaublich schöne Landschaft, die man zu sehen bekommt. Das Problem: Neuseeland hat einfach zu viele Berge bzw Hügel. Selbst an der schönsten Landschaft kann man sich sattgucken, denn irgendwann sieht auf solch einer riesigen Farm alles gleich aus. Im Kopf hat man nur noch eines: DISTELN! (Haha nicht bildlich zu nehmen.c(`: ) Fest steht, dass es ein toller Touristenjob ist, allerdings nur für zwei Tage.
Alles in allem kann ich trotzdem stolz auf mich sein, habe einen Tag die Disteln gezählt: 853 abgestochen, an den anderen Tagen sicherlich nicht weniger. Nach Arbeitsdauer und Mindest-Laufgeschwindigkeit zu schließen, habe ich auch jeden Tag mindestens fünfundzwanzig Meilen zurückgelegt! Und tolle Fotos habe ich auch! War wahrscheinlich sowieso der einzige Thistle Fund Raiser der je Fotos gemacht hat, bei der Arbeit! Das hätte ich mir vom Farmer noch bestätigen lassen sollen.. :p



Farmlandschaften

Am letzten Tag gab es noch Barbecue, ausgrichtet vom Farmer für uns. Bin da nicht mehr hingegangen, obwohl es meine Idee war.
Hatte den Farmer am Vortag ein wenig über seine Farm ausgefragt. Er kam nebenbei darauf, das wir eine super Arbeitstruppe wären, worauf ich ein Barbecue als Belohnung vorgeschlagen habe. Ein Barbecue, das ich leider verpasst habe, weil ich einfach keine Lust mehr hatte (der letzte Tage war eindeutig der schwerste), und schon die erste Fahrt nach Hause genommen habe!

Außerdem: der Job hat eine böse Nebenwirkung. Egal wo ich einen grünen Hügel sehe (und davon gibt es nicht wenige :p) suchen meine Augen automatisch nach Disteln. schlechte Angewohnheit! :o

1 Kommentar:

  1. Woooow, Fabi, die Gegend ist traumhaft schön!
    & heftig wie regelmäßig und ausführlich du deinen blog fütterst. find ich cool !
    Ich wünsche dir noch alles gute, grüß mal charlie von mir :)

    liebe grüße aus germany dicker :)
    adi ;)

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