Halbzeit in Bloody Gisborne
Die Hälfte der Zeit ist schon/erst um. Ich genieße es hier in vollen Zügen, aber ich vermisse auch Freunde und Familie in Deutschland! Es ist komisch folgendes zu sagen, denn es ist paradox. Zum einen vergeht die Zeit hier in Neuseeland sehr langsam, die Leute sind einfach langsamer drauf, das Leben an sich ist gemütlicher und was den Eindruck verstärkt ist der Ausblick auf die relativ lange Zeit, die ich hier noch verbringe. Zum Anderen und das ist erschreckend, vergeht die Zeit hier viel zu schnell. Im Rückblick habe ich so viele Sachen erlebt, dass sie eigentlich gar nicht in die vergangen 3 Monate rein passen dürften, aber zurückblickend auf länger vergangene Wochen, war die Zeit einfach zu schnell… weg.
Berechnet habe ich es nicht genau, aber es müsste rund um den 2. November sein , der die Hälfte meiner Zeit hier in Neuseeland kennzeichnet. Zumindest lege ich das jetzt einfach mal fest!
Dieser Mittelpunkt war wie verhext. Aber richtig! „Bloody Gisborne“ habe ich nicht aus Spaß in die Überschrift gefasst, denn das Leben hier ist super schön, aber manchmal echt hart! Sozial gesehen ;)
Der Tag begann damit, dass ich zu spät in die Schule kam. Mit dem Wissen nach der Schule zuerst zum Kieferorthopäden und danach zu einem Termin mit meinem Fitnesscoach zu müssen, habe ich mir morgens beim Frühstück erklären lassen, wie ich zum Zahnklemptner gelange.
Zu spät angekommen bin ich zwar deswegen nicht, aber trotzdem habe ich nicht nur Formclass verpasst, sondern auch die ersten 15 Minuten der ersten Schulstunde. Da der Fahrradlocker schon abgeschlossen war, habe ich mein Fahrrad ein wenig versteckt an einen Zaun gestellt und bin in den Unterricht gegangen. War lustig, lernen tue ich dort nicht viel neues, aber meinen Spaß habe ich. Das ich nach der vierten Stunde los muss, in die Stadt zu meinem ersten Termin habe ich meinem Formclass Teacher nachträglich gesagt, war dann auch okay.
Nicht okay war, was dann passiert ist. Ich bin zu meinem Fahrrad gegangen. Zu dem Ort, wo mein Fahrrad war. Hätte sein sollen. Nüx. Es war gestohlen. Die Situation war absolut scheiße. Erstens war es meine Schuld und zweitens musste ich zum Kieferorthopäden, auch verpasste Termine kosten so weit ich weiß! Also habe ich schnell einem Lehrer Bescheid gegeben, noch kurz mit ihm gesucht und ihm aufgetragen er solle es in der Montags-Assembly (jeden Montag versammeln sich alle Schüler in der Lunch-Time in der assembly hall zur Wochenansprache) ansprechen, den Idioten, die sicherlich von der Boys‘ High waren, ein schön schlechtes Gewissen machen. Selbst konnte ich mich darum nicht kümmern, ich war bereits auf dem Weg zu dem Kieferorthopäden, nach dem Weg, den Nicola mir am morgen beim Breakfast erklärt hatte. Ich fand es, ging hinein, die Treppen hinauf und kündige mich an. Bekomme gesagt ich sei nicht auf der Liste und ob ich beim richtigen „Dr. Tompson“ gelandet sei. Überraschung. Nicola hatte nicht Unrecht, mir den Weg zu Dr. Tompson zu zeigen. Nur leider zum Falschen. Also habe ich mir erklären lassen, wo ich hin muss und mich auf den Weg gemacht. Insgesamt kam ich eine halbe Stunde zu spät. Hatte Glück und kam trotzdem an, vielleicht auch, weil die Mitarbeiter nach meiner bisherigen Tagesstory (berichtet als Entschuldigung) ein wenig Mitleid hatten. Schöne Praxis, echt! Man sitzt auf einem Patientenstuhl, die Arbeitsatmosphäre ist so locker, wie in noch keinem Arbeitsumfeld, dass ich zuvor gesehen habe. Man sitzt bzw. liegt im Stuhl in der ersten Etage und guckt grade aus durch das Fenster direkt auf den Pazifischen Ozean und den davor gelegenen Strand. Genauso gemütlich wie die Atmosphäre schön angekündigt hatte waren auch die Ärzte drauf. Ich denke sie haben gute Arbeit geleistet, haben uns ganz lustig unterhalten, allerdings von ärztlicher Seite mehr Gespräch als Arbeit. Ca 90 Euro habe ich bezahlt. Für 20 Minuten. Verarscht habe ich mich gefühlt und sogar gefragt, ob das Spaß oder Ernst sei, aber da Kieferorthopädie nicht über neuseeländische Krankenkassen läuft, ist der Kieferorthopäde hier für Reisende aus Deutschland überraschend teuer. Klarer Pluspunkt für Deutschland an dieser Stelle! Nachdem ich fertig war, war es bereits 3 Uhr. Um 10 nach drei sollte ich eigentlich am YMCA zum Fitness Coaching Termin erscheinen. Wichtiger war aber nach meinem Fahrrad zu schauen. Darum bin ich zurück zur Schule. And guess what?! Es wurde zurück gebracht! Wartete in Mr. Rays Büro. Glück gehabt! Aber wie! Ich war verdammt erleichtert, das könnt ihr euch nicht vorstellen, leider wollten mir die Lehrer nicht sagen, wer es geklaut hatte. Daran war ich und bin ich immer noch echt interessiert.
Das ich zu spät zum YMCA kam war mir dann auch egal. Habe noch ein wenig geschafft mit Dennis (Coach) und einen neuen Termin ausgemacht. Als ich aus dem YMCA Sportkomplex wieder herauskam, gab es gleich die nächste Überraschung; Ich liebe Überraschungen! Nur an diesem Tag hatte ich einfach zu viele. Reifen platt! Irgendein Idiot hatte mir dann auch noch die Luft herausgelassen. Ich war für den Tag erst einmal angepisst. Aber 100 %. Diese Aktionen mit Reifen passieren hier in Gisborne oft, nicht viele Leute fahren Rad und habe schon oft gehört oder gesehen wie sich jemand darüber aufgeregt hat. Wesentlich öfter als ich, hatte damit zum Beispiel Charlotte ein Problem. Das Erlebnis das Fahrrad mit Platten nach Schulschluss vorzufinden muss auch unschön sein.
Alles in einem der bislang angespannteste Tag für mich, grade zur Halbzeit auf diesem kriminellen Pflaster! ;) Darum Bloody Gisborne! Schönes, bloody Gisborne! (:
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